zu Parzival

von Wolfram von Eschenbach

Visuelles für die Nichtleser

Vielen Dank an Herrn Michael Sommer!



Geschriebenes für Leser

    Wolfram von Eschenbach führt uns mit seiner Erzählung in eine Welt, die geformt ist von Mystik, Spiritualität, Minne und Abenteuern - und genau einem dieser Abenteuer wollen wir folgen, nämlich dem von Parzival.

  

    Er ist der Sohn des kühnen Ritters Gahmuret und der Königin Herzeloyde. Sein Vater kommt jedoch bei einem Turnier ums Leben. Um ihren Sohn vor demselben Unheil zu bewahren, zieht seine Mutter mit ihm in den Wald Soltane, wo er isoliert von der Außenwelt aufwächst. Die Ritterwelt bleibt ihm somit gänzlich fremd, bis er eines Tages auf einen prächtigen Ritter trifft. Für ihn tut sich dadurch ein neuer Kosmos auf, denn er erfährt von der angeblichen Herrlichkeit dieses Lebens und trifft die Entscheidung, es diesem neuen Vorbild gleichzutun und zu zum legendären König und Vorsteher der Tafelrunde Artus zu ziehen.

Ehe ihn seine Mutter schweren Herzens ziehen lässt, kleidet sie ihn in Narrengewand und gibt ihm absurde Ratschläge in der Hoffnung, dass er ausgelacht werde und daraufhin wieder heimkehrt. Dem ist nicht der Fall und sie stirbt bald nachdem er fort geritten war an gebrochenen Herzen.

 

    Kurz nach seinem Aufbruch trifft er erstmals auf Sigune, seine Cousine, von der er seinen wirklichen Namen und seine Herkunft erfährt. Dies wurde ihm nie mitgeteilt, denn seine Mutter Herzeloyde wollte ihn dadurch beschützen. Sigune trauert um ihren Geliebten Schionatulander, der gerade vom Ritter Orilus erschlagen wurde. Parzival zieht weiter und trifft im Wald auf Jeschute, die Ehefrau ebenjenes Duc Orilus de la Lande, von deren Schönheit er angezogen wird. Er entdeckt einen Ring an ihrem Finger und erinnert sich daran, dass seine Mutter ihm riet, den Ring und die Gunst einer Frau zu erobern. Außerdem solle er schöne Frauen gleich in die Arme nehmen und küssen. Parzival beginnt Jeschute zu bedrängen, um an den Ring, den Kuss und eine Brosche zu kommen. Er fügt der Frau durch sein Fehlverhalten viel Leid zu, da ihr Ehemann sie des Ehebruchs anklagt und bestraft.

 

    Auch von ihr zieht er wieder fort und trifft auf einen Bauern, bei dem er übernachtet. Am nächsten Morgen bezahlt er mit der gestohlenen Brosche, reitet weiter und begegnet dem Ritter Ither, der vor der Residenz von Artus auf einem Pferd sitzt. Parzival gelangt schließlich an sein Ziel, den Hof von König Artus und seiner Tafelrunde. Hier erregt er durch sein befremdliches Auftreten und Verhalten Aufmerksamkeit. Es drängt ihn dazu, Ritter zu werden und in einem ungleichen Zweikampf tötet er den roten Ritter Ither, welcher einen Becher vom Artushof gestohlen und König Artus den Thron streitig gemacht hatte. Es stellt sich heraus, dass dieser ein entfernter Verwandter von ihm war, wodurch Parzival ein schweres Verbrechen begangen hat. Er eignet sich dennoch seines Pferdes und seiner roten Rüstung an, führt seine Reise fort und trifft auf seinen zukünftigen Lehrmeister Gurnemanz. Dieser schult ihn darin, was einen echten und edlen Ritter ausmacht: Turnierreiten, Lanzenstechen, Benehmen bei Tisch und im Gottesdienst stehen auf dem Lehrplan. Von ihm erhält er auch Ratschläge für sein Verhalten, unter anderem, dass er nicht immer von seiner Mutter sprechen und nicht so viele Fragen stellen solle.

Mit diesem Wissen zieht er weiter bis nach Pelrapeire, eine Stadt, die von einem Ritter belagert wird, der die Liebe der dortigen Herrscherin erzwingen möchte. Parzival bekämpft den fremden Ritter und erhält die Hand der schönen Königin Condwiramurs. Das Liebesglück der beiden wird schnell zerstört durch seinen Tatendrang und der Sehnsucht nach seiner Mutter, von deren Tod er noch nicht weiß.

 

    Er lässt seine schwangere Ehefrau zurück und reitet wieder fort. Dabei erreicht er zu später Stunde einen See. Auf der Suche nach einem Nachtlager erblickt er einen traurigen Fischer, der ihn zu einer nahen gelegenen Burg leitet, auf der er festlich empfangen wird. Im Festsaal sind Ritter und Edelleute versammelt und es wird zum Abendmahl gedeckt. Edle Frauen in Seidengewändern gehen umher und die jungfräuliche Herrin präsentiert den heiligen Gral. Dieser dient als Kommunikationsmittel zwischen Gott und der Gralsgesellschaft und ist das Sinnbild des Heils zwischen Himmel und Erde. Eine Lanze, von der Blut herabrinnt, wird auch durch den Saal getragen und allgemeines Wehklagen bricht aus. Der Herrscher der Burg, König Anfortas, sitzt ebenfalls im Raum. Es handelt sich dabei um den Fischer, dem Parzival bereits zuvor begegnet ist. Anfortas ist durch eine giftige Lanze schwer verwundet worden und nun auf der Suche nach einem Nachfolger, dem zukünftigen Gralskönig. Da es sich dabei um eine Person aus dem Gralsgeschlecht handeln muss, bleibt für diese Aufgabe nur Parzival übrig, da er der letzte männliche Spross des Geschlechts ist.

 

    Diese Zusammenkunft zwischen Parzival und Anfortas ist ein Test für den jungen Ritter – er allein kann das Schicksal wenden, den König von seinem Leid befreien und sein Nachfolger werden. Zudem ist der leidende Mann Parzivals Onkel, was dieser allerdings nicht weiß. Es gehen sonderbare Dinge vor sich an diesem Abend: Alle Teller sind leer bis plötzlich durch einen Essenszauber alle erdenklichen Speisen wie von Geisterhand auf den kostbaren Tellern zu finden sind. Parzival bekommt vom Gralskönig ein wertvolles und magisches Schwert geschenkt. Der Gast wird mit Ehren überhäuft, doch Parzival hört auf den Rat seines Lehrmeisters und stellt keine zu neugierige Frage. Gerade diese würde aber den König erlösen.

 

    Parzival begibt sich zur Ruhe und als er am nächsten Morgen erwacht, findet er die Burg verlassen. Ein Knappe lässt ihn aus der Burg und schilt ihn, weil er keine Frage gestellt hat. Auf seinem weiteren Weg begegnet er abermals Sigune, die ihren toten Mann in den Armen hält und auf einem Baum sitzt. Sie erklärt ihm sein schweres Versäumnis und flucht über ihn, weil er den Gralskönig nicht von seinem Leid erlöst hat.

 

    Schwermütig reitet Parzival weiter bis er auf dem Schnee am Boden drei Blutstropfen sieht. Der Anblick dieser lässt ihn an seine Frau denken und die Liebe zu Condwiramurs zieht ihn in ihren Bann. Er verfällt in eine Art Trancezustand. Ritter der Tafelrunde treffen auf ihn und in seiner Minneversunkenheit verwundet er zwei davon, bis das Blut bedeckt wird, er wieder zu sich kommt und er mit ihnen zum Artushof zurückkehrt. Dort begegnet ihm die Gralsbotin Cundrie und verflucht ihn. Er sei nicht würdig ein Teil der Tafelrunde zu sein, da er Anfortas keine Frage gestellt und ihn somit nicht erlöst habe.

 

    Parzival wird von Zweifel und Gott und Trübsal gepeinigt und reitet letztlich hinaus in die Welt, um sich auf die Suche nach dem Gral zu begeben und sein Versäumnis wieder gutzumachen. Gleichzeitig zieht Gawan, der Musterritter der Tafelrunde ebenfalls in die Welt, um seine Unschuld zu beweisen. Er wurde des Mordes beschuldigt und soll das in einem Gerichtskampf widerlegen. Parzivals Irrfahrt dauert viele Jahre, fern von Gott und seiner Frau. Dabei trifft er erneut auf Sigune, die ihm rät, der Gralsbotin Cundrie nachzueilen, doch Parzival verliert ihre Spur. Stattdessen begegnet er einem Einsiedler, dem er von all seinen Leiden, seinen Kämpfen, von seiner Suche und seinem Ziel erzählt. Er möchte seine Ehefrau und den heiligen Gral wiederfinden. Der Einsiedler Trevrizent gibt sich als Bruder seiner Mutter und des Königs Anfortas zu erkennen.

 

    Parzival wird zum Büßer – er wird ein neuer Mensch und entsagt seinen Sünden. Dadurch lernt er, dass man den Gral nicht mit Gewalt erzwingen kann. Er hat das Vertrauen in Gott wiedergefunden und die Kraft, Verlockungen zu entsagen. Damit besteht er weitere Prüfungen und gelangt wieder an die Tafelrunde von König Artus. Auch Gawan besteht seine Prüfungen mit Bravour. Er erlöst vierhundert gefangene Frauen auf Schastel marveile (darunter auch seine eigenen Verwandten) und stellt die durch den Zauberer Clinschor aufgehobene gesellschaftliche Ordnung wieder her. Gawan selbst wird zum Herrn vom Schloss und heiratet Orgeluse.

 

    Eines Tages kehrt die Gralsbotin Cundrie zurück und fleht Parzival um Vergebung an. Sie verkündet ihm, dass ihm die höchste Ehre zuteil geworden und er zum Herrn des Grals berufen worden ist. Zudem trifft er auf seinen Halbbruder Feirefiz, dessen Vater ebenfalls Gahmuret ist.

 

    Von diesem begleitet begibt sich Parzival auf den Weg zur Gralsburg. Dort erlöst er König Anfortas mit seiner Frage. An jener Stelle, an der er die Blutstropfen entdeckte, findet er seine Frau mit den Kindern vor. Sie hat ihm Zwillinge geboren. Einer der Brüder, Lohengrin, soll der Nachfolger im Königreich des Grals werden. Gemeinsam ziehen sie in der Gralsburg ein. In einer festlichen Messe dankt er Gott und seinen Sohn Kardeiz krönt er zum Fürsten über seine weltlichen Reiche.